1569 (Jahreszahl über dem Eingangstor) errichtete Jonas von Wilfersdorf das Freihaus als Ersatz für einen sich in seinem Besitz befindlichen Stadtturm in der dahinter liegenden Klostergasse, der im Zuge der neuzeitlichen Befestigungsanlage abgetragen wurde. 1651 erwarb die Stadt das Gebäude, das bis 1848 als Rathaus diente. Danach war darin das Bezirksgericht untergebracht. 1683 verursachte die Explosion des Pulverturms, 1699 ein Unwetter schwere Schäden am Haus. Seit 1974 befindet sich die Franz-Schubert-Musikschule in diesem Gebäude. Ebenso eine Galerie mit regelmäßig stattfindenden Ausstellungen verschiedener Künstler. Der größte Raum, der sogenannte „Schubertsaal“ dient dem Standesamt als Trauungssaal. Neben dem Eingangstor befindet sich eine Gedenktafel, die an einen Besuch von Franz Schubert im Jahr 1827 in Fürstenfeld erinnert.
Bereits im Jahr 1815 wurde auf dem Boden bürgerlicher Musikkultur in Graz der Musikverein für Steiermark gegründet und damit der Grundstein für eine geregelte höhere Musikausbildung gelegt. Auch in Fürstenfeld hat geregelter Musikunterricht eine lange Tradition und reicht bis ins 19. Jahrhundert. Bereits 1893 gab es unter dem Namen „Fürstenfelder Stadtkapelle“ ein Instrumentalensemble. Die eigentliche Gründung der Musikschule erfolgte zwischen 1907 und 1909, damit zählt die Fürstenfelder Musikschule zu den ältesten Musiklehranstalten der Steiermark. Ihr erster Leiter war Ludwig Österreicher, der seit 1896 das Amt des Stadtkapellmeisters innehatte. Zu dieser Zeit erfolgte auch die Gründung einer Jugendblaskapelle. Der vielseitige Ludwig Österreicher prägte als Chormeister, Lehrer und Kapellmeister bis 1927 das Fürstenfelder Musikleben.
Im Jahre 1927 übernahm der Pianist Walter Hofmann-Wellenhof für ein Jahr die Leitung der Musikschule. Auf ihn folgte der Geiger und Chorleiter Franz Schuchlenz, der bis zu seiner Einberufung zur Deutschen Wehrmacht 1939 als Fürstenfelder Musikdirektor tätig war.
Kriegsende befand sich die Fürstenfelder Musikschule in der alten Platzkaserne am Hauptplatz und wurde während Schuchlenz’ kriegsbedingter Abwesenheit provisorisch von Gertrude Altorff geleitet. Von 1944 bis 1946 war der Schulbetrieb gänzlich unterbrochen. Erstaunlich schnell begannen sich nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs die musikalischen Kräfte Fürstenfelds wieder zu regen. Es dauerte nicht lange und das alte Niveau war wieder erreicht. Die neu gegründete Kulturvereinigung, die Musikschule mit ihrem Orchester, die Gesangvereine und die ebenfalls neu ins Leben gerufene Blaskapelle der Austria Tabakwerke setzten die Hauptakzente. Die Fürstenfelder Musikschule verfügte in der Zwischenkriegszeit über eine Außenstelle für Blasmusik in Söchau. Ihr Leiter, Kapellmeister Franz Spörk, ging mit einigen verbliebenen Musikschullehrern, darunter seine Töchter Maria Wastl und Paula Frischenschlager sowie die Klavierlehrerin Gertrude Altorff unverzüglich daran, den Unterrichtsbetrieb wieder aufzunehmen. Da sämtliche schuleigenen Instrumente in den Kriegswirren verlorengegangen waren, stellte Spörk den Schülern seine eigenen Musikinstrumente zur Verfügung. Im Winter 1946/47 wurde der damals 29-jährige gebürtige Kapfenberger Dr. Max Sonnleitner zum neuen Leiter der Musikschule bestellt. Er unterrichtete neben seiner Tätigkeit als Musikschuldirektor bis 1960 am Fürstenfelder Gymnasium und gründete das Städtische Orchester. Am 16. November 1947 wagte der neue Klangkörper unter der Bezeichnung „Bezirkssinfonieorchester Fürstenfeld“ seinen ersten Konzertauftritt, der mit großem Beifall aufgenommen wurde. Die Musikschule, die bislang der Bezirkshauptmannschaft unterstellt war, wurde 1948 von der Stadtgemeinde übernommen. Mit Unterstützung des Landes konnte ein Privathaus (Parkstraße 10) erworben werden, welches für die folgenden zweieinhalb Jahrzehnte zur Heimstatt der Musikschule werden soll.
Am 1. Dezember 1958 übernahm Hans Meister die Leitung der Musikschule. Er hatte schon als Zehnjähriger seinen ersten Trompetenunterricht bei Franz Spörk erhalten und nach dem Krieg sein Trompetenstudium am Grazer Landeskonservatorium aufgenommen. Bereits 1949, während seines Studiums, leitete Hans Meister die Tabakfabrikskapelle. Hauptberuflich angestellt bei den Austria Tabakwerken, unterrichtete er einige Trompetenschüler zunächst privat, ehe 1955 eine nebenberufliche Anstellung an der Städtischen Musikschule folgte. Vor Beginn seiner Tätigkeit mangelte es an Nachwuchs-Blechbläsern, doch schon bald konnte an die Gründung einer Jugendblaskapelle gedacht werden, in der Hans Meister vor allem eine Nachwuchsförderung für die Tabakfabrikskapelle sah, die er bis 1975 leitete. Der Anstoß zur Gründung der Jugendblaskapelle kam 1954 vom Reise- und Heimatverein Fürstenfeld. Mit den jungen Musikern entfaltete sich bald eine rege Konzerttätigkeit mit Tourneen nach Deutschland, Frankreich und in die Benelux-Staaten. Den Höhepunkt bildeten mehrere Konzerte im Rahmen der Brüsseler Weltausstellung 1958. Am 2. Jänner 1960 begann mit dem ersten Neujahrskonzert ein neuer Abschnitt im Fürstenfelder Kulturleben. Schon beim ersten Neujahrskonzert trat auch der MGV „mit angeschlossenem Frauenchor“ wieder gemeinsam mit dem Stadtorchester auf. Beflügelt durch den Publikumserfolg, regte Hans Meister die Einrichtung einer Abonnementkonzertreihe an.
Zwei Orchesterkonzerte sowie Kammermusik- und Soloabende sollten für ein geregeltes Konzertleben in Fürstenfeld sorgen. Kulturreferent Manfred Krenn setzte diesen Plan 1966 in die Tat um. Die Konzertreihe ist inzwischen fixer Bestandteil des heimischen Kulturlebens geworden. Als 1971 ein Erlass des Finanzministeriums die Musikschulkostenbeiträge umsatzsteuerpflichtig stellte, entstand für die Gemeinde eine zusätzliche Belastung. Über Anregung Hans Meisters wurde daher beim Unterrichtsministerium um die Verleihung des Öffentlichkeitsrechts angesucht. Da die Voraussetzungen mit den vorhandenen qualifizierten Lehrkräften gegeben waren, wurde am 22. März 1972 der entsprechende Bescheid ausgestellt und das Öffentlichkeitsrecht ab dem Schuljahr 1971/72 verliehen. Wesentlicher Bestandteil des neuen Schulstatuts war ein umfangreicher Lehrplan, der den Schülern eine gediegene Ausbildung bis zur Hochschulreife sicherte und die Vergabe von staatsgültigen Zeugnissen ermöglichte. Fürstenfeld war für viele Jahre die einzige öffentlich-rechtliche Musikschule der Steiermark. Durch das Ansteigen der Schülerzahl auf rund 240 war die räumliche Situation im nur notdürftig für die Unterrichtserfordernisse adaptierten Gebäude in der Parkstraße nicht mehr ausreichend. Die Stadtgemeinde stellte an die Landesregierung ein Ansuchen um einen Zuschuss zum Umbau des Alten Rathauses in der Bismarckstraße. Das Land Steiermark subventionierte den Umbau des geschichtsträchtigen Gebäudes mit S 750.000,--, die Stadtgemeinde steuerte den Verkaufserlös des alten Musikschulgebäudes in Höhe von S 450.000,-- bei. So entstanden elf Unterrichtsräume, Büro- und Nebenräume sowie der nach Franz Schubert benannte Festsaal. Am 3. Juli 1974 wurde das renovierte Gebäude feierlich eingeweiht.
Ab 1. Jänner 1976 wurde Heinz Dieter Sibitz mit der Leitung der Musikschule betraut. Mit 24 Jahren war er damals der jüngste Musikschuldirektor des Landes. Sein Bestreben war eine kontinuierliche Qualitätsverbesserung des Städtischen Orchesters. Musste das aus Lehrern, Schülern, und Laienmusikern bestehende Ensemble bei Konzerten anfangs noch bis zu zwei Drittel durch auswärtige Berufsmusiker verstärkt werden, so verkehrte sich dieses Verhältnis durch den Einsatz von musikalischem Nachwuchs.
Zu den „Aushängeschildern“ der Franz-Schubert-Musikschule Fürstenfeld zählen seit jeher die Ensembles. Drei davon, die bereits seit vielen Jahren bestehen, seien besonders hervorgehoben: Das Städtische Orchester, das seit 1947 kontinuierlich musiziert und zu einem leistungsfähigen Klangkörper herangewachsen ist. Die ab 1976 von Martin Kerschhofer neu aufgebaute Jugendblaskapelle war bis zu ihrem „Abschiedskonzert“ im Herbst 2005 ein viel beachtetes Ensemble mit erfolgreichen Auslandsgastspielen in Ungarn, Deutschland, Norwegen und USA. Das 1976 von Johann Murg gegründete Akkordeonorchester Morino, das aus Schülern und Absolventen der Musikschulen Fürstenfeld und Feldbach besteht und bei zahlreichen Wettbewerben mit Preisen bedacht wurde. Dass musische Bildung und aktives Musizieren Konzentration, Kreativität, Ausdauer, Begeisterungsfähigkeit, Selbstwertgefühl, Selbstvertrauen, Intelligenz und soziales Verhalten fördert, ist seit Jahrhunderten bekannt und durch seriöse wissenschaftliche Untersuchungen bewiesen. Die Franz-Schubert-Musikschule sieht sich deshalb nicht nur als Vermittlerin instrumentaler Fertigkeiten bis zur Hochschulreife, sondern will mit ihrem vielfältigen Unterrichtsangebot vor allem einen wichtigen Beitrag zur Persönlichkeitsbildung ihrer Schüler leisten. Dabei gibt es keine Altersbeschränkung. Die Schule steht nicht nur Kindern ab dem 4. Lebensjahr und Jugendlichen offen, sondern wendet sich auch an Erwachsene. Neben der individuellen Unterweisung am Instrument steht in verschiedenen Ensembles - vom Duo bis zur Blaskapelle und zum Symphonieorchester - das gemeinsame Musikerlebnis im Vordergrund. Das Spektrum reicht von der Ernsten Musik über Volksmusik, Pop- und Unterhaltungsmusik bis zu Jazz und Computermusik. Eine Fülle von Veranstaltungen, von regelmäßig stattfindenden Schülerkonzerten bis zur musikalischen Umrahmung von Feierlichkeiten, dokumentieren die große Bedeutung der Franz-Schubert-Musikschule für das kulturelle Leben der Oststeiermark.